Meisterernennung auf dem Internationalen Lehrgang 2008

Während des Internationalen Lehrgangs 2008 der EWTO, nach der mittelalterlichen Escrimavorführung auf Schloß Langenzell, wurden Thomas Dietrich und Bernd Hoyer der 5. Grad im Newman-Escrima verliehen - das Ergebnis langer, harter Arbeit.

Wer weiß, wie lange der Mensch sich schon den Kopf darüber zerbricht, warum er die Dinge tut, die er tut. Diese Frage stellt man sich unweigerlich, wenn man sich das Arbeitspensum von Grandmaster Bill und seinen beiden Meisterschülern, Thomas Dietrich und Bernd Hoyer, ansieht. Wer mag die Stunden des Lernens und Lehrens, des Planens, der Organisation und Korrespondenz, dem ständigen Hinterfragen und Verbessern des eigenen Unterrichts, der Fahrerei, des Zeitdrucks, sicher auch die Phasen der Frustration zählen wollen, die zweifelsohne zu dem Titel gehören, der so schön klingt.

In seinem Buch, in zahlreichen Interviews und jedesmal, wenn wir ihn in Aktion erleben, gibt uns Grandmaster Bill Einblick in seine Motivation, die ihn diese ungeheure "ordnende und schaffende Kraft" aufbringen läßt, die Newman-Escrima zu dem gemacht hat, was es heute ist.

Was ist die treibende Kraft, die Meister Thomas und Meister Bernd so unaufhaltsam weitermachen läßt? Ich bin in der sehr glücklichen Position, die beiden schon etwas länger zu kennen (Meister Thomas immerhin schon seit etwa 27 Jahren!).
Zu sagen, warum diese beiden inmitten von Tausenden anderen das Zeug zum Meister haben - dieser Titel wird von Grandmaster Bill alles andere als leichtfertig vergeben - ist eigentlich gar nicht so schwer zu beantworten.
Die beiden arbeiten effektiv, intensiv und ohne aufzuhören und sie lernen aus ihren Fehlern. Basta! So einfach ist das! Dickes Buch. Seite eins: Üben. Seite zwei: Üben etc.
Zwei Charaktere, die sich ständig verbessern und dabei sehr bescheiden bleiben. Meister Thomas hat mir einmal gesagt, dass Escrima für ihn nur ein Hobby ist. Na klaaaar! Wenn das so ist, dann ist mein Hobby essen und trinken.
So sagte auch Grandmaster Bill manchmal mit einem wissenden Lächeln: "Don't be so greedy!" ("Sei nicht so gierig!"), wenn einer von beiden mal wieder nicht genug vom Training bekommen konnte. Damit sind wir natürlich bei der "externen" Erklärung für so langanhaltenden intensiven Einsatz - der großmeisterliche Input. Das kann jeder Schüler und jede Schülerin gut nachvollziehen, nämlich dass Grandmaster Bill ein einzigartiger Mensch ist, dessen unnachahmliche Art und Energie Menschen mitreißt, während das, was er unterrichtet ebenfalls in steter Prüfung und Verbesserung zu dem einzigartigen System geworden ist, was wir heute als Newman-Escrima lernen.

Soviel zu den Gemeinsamkeiten zwischen dem Harzer und dem Schwaben. Sehr spannend für mich, der sich in der sehr privilegierten Position des Nutznießers befindet, ist der Vergleich zwischen diesen zwei sehr unterschiedlichen Repräsentanten desselben Systems. Zunächst einmal rein physisch (und darauf werde ich mich hier beschränken).
Einerseits ist da Meister Bernd, der sein Gewicht mit einer taktischen Präzision und einem Druck einzusetzen vermag, dass man nur eine Chance hat, der Annihilation zu entkommen, wenn man in einen gewissen Topf mit gallischem Heißgetränk gefallen ist oder sehr genau weiß, was man tut.

Auf der anderen Seite ist da Meister Thomas, der jede Bewegung im Training analysiert und auseinanderbricht, bis - und das ist der springende Punkt bei beiden! - die Bewegung für ihn, der mit weniger Druck kämpfen muß, optimal ist und alle realistischen Eventualitäten systematisch berücksichtigt worden sind. Meisterlich eben.

Diese beiden Escrimadores belegen Grandmaster Bills Behauptung, dass Newman-Escrima für jeden erlernbar ist, egal welche physischen Voraussetzungen er oder sie hat.

Michael Welge 3. TG NE
Lübeck a.D. 2010